![]() |
![]() |
![]() |
Literaturpreis der mittelfränkischen Wirtschaft 2006 Last, not least haben wir es bei Helmut Haberkamm, dem promovierten Anglisten,
Dylanologen und Dialektiker, mit einem veritablen Dichter zu tun, dem
das Kunststück gelungen ist, den unscheinbaren Aischgrund in eine
literarische Landschaft zu verwandeln. Das hat vor ihm noch keiner geschafft.
Nicht umsonst gilt Haberkamm als junger Hecht im trüben Karpfenteich
der fränkischen Mundartdichtung. Die Welt, die Haberkamm in seinen Gedichten beschreibt, ist nicht heil.
Ebenso wenig sind es die Menschen, die hier leben. Der Verlust von Heimat
und Tradition, der Untergang der bäuerlichen Welt und das Aussterben
der Mundart sind die großen Themen des Bauernsohnes, der 1961 in
Dachsbach im Aischgrund geboren wurde, später Anglistik und Germanistik
studierte und heute als Gymnasiallehrer in Spardorf lebt. Im Zeitalter des World Wide Web und der Globalisierung gehören so eigensinnige Sprachforscher und hinterlistige Heimatpfleger wie Helmut Haberkamm zu den letzten Aufrechten, die der weltweiten Gleichmacherei poetisch Paroli bieten. Das Schielen nach Gewinnchancen auf dem Weltmarkt hat dazu geführt, dass die unbezahlbaren Vorteile des heimischen Wochenmarktes aus dem Blick geraten. Aber es gibt zum Glück noch Zeitgenossen, die nach der Devise handeln: Global denken, lokal dichten. Die Chance der Mundart liegt gerade in der Verteidigung der Eigenart. Im Spannungsfeld zwischen Bescheidenheit, Provinznest und Internet, Aischgrund und Bob Dylan muss sie ihren Platz finden. Heimatverbunden, aber weltoffen und auf der Höhe der Zeit. So wie es Helmut Haberkamm vormacht, dem man alles abnimmt - außer der Rolle des Frankenhassers. Denn dafür liebt er Franken, "die alte Schachtl", viel zu sehr. Aus der Laudatio von Steffen Radlmaier (Nürnberger Nachrichten),
gehalten bei der Preisverleihung am 19. Oktober 2006 im Literaturhaus
Nürnberg. |
||
Zurück |