Laudatio zum Förderpreis der 20. Bayerischen Theatertage 2002

Das Singen in Originalsprache ist längst üblich an den führenden Opernhäusern - in New York, Mailand und Nürnberg. Aber ist es denn möglich, fränkisch zu sein und trotzdem musikalisch? Das ganze eiserne Regelwerk von harten und weichen Bestandteilen im Sprachgebrauch schien - jenseits von Karaoke - für die beschallte Bühne einfach ungeeignet.
Seit wir die Songs von No Woman, No Cry - Ka Weiber, ka Gschrei gehört haben, ist schon wieder ein Vorurteil hinfällig. Helmut Haberkamm, der sicherlich nicht beleidigt ist, wenn man die Mundart-Lyrik für seine wahre Kunst hält, hat nach den Hausmeister-Dramen um Herrn Schellhammer mit den Songtexten für Ka Weiber, ka Gschrei, dieser unheimlichen Begegnung zwischen goldener Weltmusik und regionaler Wortschatzgräberei, dem Theater eine Steilvorlage gegeben. Sie hat zur Gründung eines eigenen Wanderensembles geführt, das eben dabei ist, sich den Kult-Status redlich zu erwerben.
Das Kleinräumige im Verbund mit dem Kleinkarierten bezeichnete Helmut Haberkamm mal als typisch fränkisch. Er hat das nicht so stehen lassen - und Kleinkunst draus gemacht. Ziemlich große.

Dieter Stoll, Abendzeitung Nürnberg

 
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